Okay, die Überschrift ist ziemlich hart. Ich muss noch dazu erwähnen, dass es hier speziell um den Einsatz von solch einer Art Open-World-Spiel in der Schule oder im Pädagogischen Einsatz allgemein geht.
Die Idee wurde schon vor einigen Jahren umgesetzt und zwei befreundete Lehrer aus Amerika haben zwei finnische Entwickler angesprochen, die Minecraft mit einer Lehrerfreundlichen Oberfläche ausgestattet haben, also nur mit Klicks zu bedienen … *hüstel* … ehrlich gesagt etwas diskriminierend, aber na gut. Das hieß dann MinecraftEDU .
Soweit so gut … hätte Microsoft nicht Minecraft gekauft und damit MinecraftEDU in den Tod geschickt und ein eigenes Produkt für Lehrer entwickelt, nämlich die „Minecraft Education-Edition“.
Und da war Microsoft so gemein, dass diese Education-Edition natürlich …
- nicht auf Linux läuft … was ich bei mir zu Hause nutze und wir auch in der Schule haben
- man unbedingt Windows 10 benötigt,
- außerdem noch eine Office365-Lizenz
- und je Zugang noch jährlich einen Betrag leisten muss.
Schon die zweite Bedienung führt in Deutschland dazu, dass die meisten Schulen, selbst wenn sie wollten, also die Minecraft Education-Edition gar nicht nutzen können.
Microsoft ist penetrant
Die Investition von 2,5 Milliarden Dollar in das Spiel Minecraft durch Microsoft zeigt eindeutig, das sie sich in die Schulen neu etablieren wollen. Das Betriebssystem ist ja inzwischen eher eine Randbedingung für einen Computer. Mit Minecraft wird aber die Lust angesprochen, die bei vielen spielenden Lehrern und auch den Kindern eine neue Einnahmequelle jenseits der Office-Anwendungen bedeutet.
Außerdem wurde eine weitere Möglichkeit zur Kundenbindung geschaffen. Als Twitter-Nutzer folge ich dem Hashtag #MinecraftEdu und seit einiger Zeit kann man feststellen, dass Microsoft speziell für eingetragene Minecraft-Lehrer neue Badges erfunden hat, mit denen die Vorreiter, äh Vorspieler, ausgezeichnet werden.
Das geht in die gleiche Richtung, wie die ganzen Badges, die im Rahmen des Microsoft Innovative Educator Expert Programms den Lehrern hinterher geworfen wird. Manch ein Lehrer verpflichtet sich da auch scheinbar dazu, Werbung für Microsoft und seine Aktivitäten zu machen. Wenn ich dann von einer Twitter-Benutzerin eigentlich nur Werbetweets zu Microsoft zu lesen bekommen, entfolge ich sie natürlich.
Okay … ich beruhige mich erst einmal.
Als Hilfsmittel gegen Minecraft nehme man ….
Was soll’s … es gibt die OpenSource-Alternative, genau! Und zwar Minetest. Ich gestehe, dass ich vor einiger Zeit Minetest auf dem Tablet entdeckt habe. Abgesehen von der ungewohnten Bedienung am Tablet kam mir damals Minetest ziemlich langweilig vor, im Vergleich zu Minecraft.
Und tatsächlich ist es so, dass das „normale“ Minetest recht knapp gehalten ist, was die Möglichkeiten betrifft. Dafür hat Minetest aber einen großen Vorteil im Vergleich zu Minecraft, abgesehen davon, dass es kostenlos ist. Die Installation von Erweiterungen, den Mods, ist wirklich kinderleicht. Man lädt sich ein Mod herunter, entpackt die Zip-Datei und kopiert sie ins Spieleverzeichnis von Minetest, in einen, eventuell noch zu erstellenden, Unterordner „Mods“. Das wars! Spiel neustarten und Mod für eine Welt aktivieren.
Wer dennoch davor Angst hat, kann einfach auf der Startseite von Minetest den Client-Tab auswählen und einen der vielen öffentlichen Server aufsuchen.
Für Lehrer, die Interesse haben, und allen andere natürlich auch, habe ich eine Seite auf dem Minetest-Wiki erstellt, auf der ich für mich und auch für andere wichtige Informationen zu Minetest sammele. Dazu gehört auch die Installation von Mods, wie man einen Server anlegt und die wichtigen Einstellungen. Allerdings ist es noch nicht ganz fertig und wird sicher hier und da noch erweitert werden.
- Minetest in der Schule – eine Seite auf dem Minetest-Wiki
Ürbigens … was für Minecraft Spieler etwas ungewohnt ist: Die Grenzen in Minetest nach oben und nach unten hin sind wesentlich weiter als in Minecraft. So hat einen Minetest-Welt in der Höhe eine Ausdehnung von etwa 64000 Klötzchen. Da gibt es viel zu graben und sehr hohe Berge zu besteigen!
Was noch für Lehrer fehlt
Microsoft investiert auch in der Weiterentwicklung der Education Edition einiges an Geld und erweitert die Möglichkeiten immer mehr. Da kann Minetest zugegebenermaßen nicht mithalten,
Praktisch ist, dass man eine lokale Minetest-Installation im Schulnetzwerk (sofern der Port 30000 freigegeben ist) ohne zusätzliche Installationen als Server nutzen kann. Man braucht also nicht eine Extra -Server-Software.
Was auch noch fehlt, ist ein einfach nutzbares Werkzeug, mit dem man Schüler in Zaum halten kann. In MinecraftEdu konnte man per Klick Schüler einfrieren, stumm schalten usw. Das wäre noch ein Thema für ein Mod, dass ich mal starten möchte.
Was auch vermisst wurde war ein Mod, wie es ComputerCraftEDU für Minecraft ist/war. Tatsächlich gibt es schon zahlreiche Mods, die eine ähnliche Idee verfolgen. Nämlich, dass man einen programmierbaren „Stein“ hat, eine Art Roboter, dem man Befehle geben kann, die er dann ausführt. Da keine der Mods aber wirklich vorankam hab eich selber ein neues Mod angestoßen und ihm den Namen TurtleMiner gegeben. Dabei habe ich den „Stein“ in Form einer Schildkröte designed um an die Programmiersprache „Turtle“ zu erinnern.
Nachdem ich die ersten Schritte begonnen habe, hat sich ein Kanadischer Entwickler mir angeschlossen bzw. das Mod fortgeführt, da ich längst an die Grenzen meiner Programmierfähigkeiten in der Skriptsprache Lua gestoßen bin. Als Mod-Starterin werde ich zwar noch bei wesentlichen Entwicklungen gefragt, aber so richtig etwas beitragen kann nicht.
Wer Interesse hat, dem sind die folgenden Seiten zu empfehlen.
- Minetest-Wiki-Seite auf dem das Mod ausführlich vorgestellt werden soll.
- Github-Seite zu dem Mod. Man beachte auch die entstandenen Forks! Ein französischer Lehrer hat den Mods geforked und eine einfache Skript-Möglichkeit ergänzt. Das hinter den Aufzählungszeichen folgende Video zeigt das.
- Mods für Minetest werden üblicherweise im Forum vorgestellt. Hier dazu der Thread zu TurtleMiner.
- Das Mod DigiCompute auf Gitub meines Hauptentwicklers. Es wird in TurtleMiner teilweise eingebaut werden und umgekehrt die Turtle in DigiCompute
Wer mitprogrammieren will darf sich gerne beteiligen, den Mod forken oder auch nur ausprobieren.
Noch ein paar Seiten zu Minetest in der Schule
- In Facebook gibt es eine Community, in der sich einige Lehrer und Pädagogen über Minecraft bzw. Minetest im Einsatz in der Schule unterhalten.
- Der Informatik-Lehrer Nils Peters hat Minetest schon für logische Schaltungen genutzt. Siehe „Minecraft“ im Informatik-Unterricht .
- Des öfteren gibt es staatlich geförderte Bauwettbewerbe, wie 2017 dieser hier, bei dem es um das Thema „Meere und Ozeane“ geht. Seit dem ersten Wettbewerb 2016 folgt das Bau-Thema dem Motto des offiziellen Wissenschaftsjahres des Bundesministeriums für Forschung und Bildung. Vermutlich verfolgt man mit diesem Wettbewerb die Bestrebung, das Thema auch für Jugendliche attraktiv zu machen.
- Meine YouTube Playlist mit diversen Videos, in denen ich zeige, wie Minetest funktioniert und wie es sich von Minecraft unterscheidet. Die meisten Videos wurden in der Version 0.4.14 aufgenommen. Anfang 2017 ist die Version 0.4.15 aktuell.
Was ist nicht gibt
… im Vergleich zu Minecraft, sind viele Anbieter, bei denen man auf die Schnelle mal einen Minetest-Server hingestellt bekommt, auf dem man dann mit anderen gemeinsam spielen kann. Allerdings ist es nicht wirklich schwer, dass hinzubekommen (siehe Blog von Thomas Ebinger ), man muss sich nur einen vServer mieten und sich an die Konsole trauen, um alles einzurichten. Der Grund dafür könnte auch der sein, dass die Möglichkeiten bei Minetest so viel größer sind und ein 0815-Server meist eh nicht passt. Es gibt zwar durchaus Angebote, aber die kamen mir nicht so sonderlich gut vor.
Vielen Dank. Das ist sehr hilfreich und liefert gute Argumente. Wenn viele Leute Minetest unterstützen, hat diese freie offene Welt eine glänzende Zukunft …
Hallo Frau Lachner,
mein kleines Forum Minetest-Treffpunkt ist erst wenige Monate online. Ich würde gerne Ihre Seite mit verlinken wollen, wenn Sie damit einverstanden sind.
Haben Sie vielen Dank
A. Hoppenrath
Kein Problem!
Meine Praktikanten (Schüler,Studenten) bekommen das volle Programm von Grund auf
indem sie einen PC aus Einzelteilen aufbauen, Linuxmint installieren und anschließend
einen Minetest Server aufsetzen und am Ende die Einführung in LUA dann durch
Modifikation von Mods bis zum eigenen Mod.
Minetest ist wirklich perfekt motivierend.
Vielen Dank für die schöne Anleitung !