Screencasting unter Linux

„Wer lange sucht wird endlich fündig“, so könnte das Motto für diesen Artikel lauten. Unter Linux ein gutes Programm zu finden ist nicht immer einfach. Auch wenn man Geld bezahlen würde, hat man manchmal Pech.

Ich möchte hier berichten, welche Programme ich schon zum Screencasting ausprobiert habe, wie ich zu dem im Moment benutzten Programm Vokoscreen gekommen bin und was es alles bietet.

Der Einstieg

Das Erstellen meines ersten Screencasts ist schon eine ganze Zeit her. Ich müsste gucken, wann ich mein erstes Video bei YouTube hochgeladen habe.

Irgendwann bin ich auf jeden Fall auf das Programm Screencast-o-matic gekommen, das mir auf Anhieb gefallen hat, denn es war umkompliziert, funktionierte ohne Installation (Java!) und man konnte ohne zu bezahlen ein 15-Minuten langes Screencast-Video aufnehmen. Unter Angabe der Anmeldedaten konnte man von Screencast-o-matic heraus das Video direkt zu YouTube hochladen.

Mir hat das so gut gefallen, dass ich mich entschieden habe, Geld dafür zu bezahlen. Insgesamt zwei Mal habe ich die Jahresgebühr bezahlt und konnte somit beliebig lange Videos aufnehmen und war sehr zufrieden. Ich habe auch Werbung dafür gemacht, so überzeugt war ich davon.

Dann aber haben sich die Entwickler entschlossen, für die neue Version Screencast-o-matic 2 keine Linux-Version mehr anzubieten. Anfänglich konnte man noch die alte Version einigermaßen sinnvoll nutzen, aber als YouTube ein neues API verwendete, war auch damit Schluss … deshalb auch kein Link auf die Homepage :-/

Nachdem ich für Linux zunächst kein gut funktionierendes Programm gefunden habe, bin ich neue Aufnahmen erst mal unter Windows vorgenommen und habe da dann zum Beispiel Screencasts für Geo Gebra mit dem neuen Screencast-o-matic aufgenommen, aber nichts dafür bezahlt.

Zwischenstation

Mein Mann machte mich dann irgendwann mal auf ein Programm namens SimpleScreenRecorder aufmerksam dass unter Linux das Aufzeichnen von Screencasts ermöglicht. Ich kam mit diesem Programm einigermaßen zurecht und so wurde es für eine gewisse Zeit mein Programm der Wahl für das Screeasting.

So richtig zufrieden war ich damit aber nicht, denn im Gegensatz zu Screencast-o-matic fehlten mir einige wichtige Funktionen, zwar die folgenden:

  • Der Mauszeiger und Aktionen wie Links oder Rechtsklick oder auch mit dem Mausrad wurde nicht angezeigt. So war bei Screencast-o-matic der Mauszeiger immer von einem Kreis umgeben und bei Links oder Rechtsklick sah man Kreise die aufgrund ihrer Farbe anzeigten, welche Aktion durchgeführt worden war.
  • Ich konnte beiSimpleScreenRecorder zwar auch einen Bereich auswählen, der aufgezeichnet worden ist, da dieser aber ist nicht markiert worden ist, kam es vor, dass ich ein Fenster verschoben habe und so Teile davon nicht aufgenommen worden sind.

Screencast-o-matic 2 enthält zusätzlich noch Editier-Möglichkeiten der fertigen Aufnahme, die bei SimpleScreenRecorder auch nicht enthalten waren.

Und es gibt doch noch etwas besseres

Auch wenn SimpleScreenRecorder nicht wirklich alle Bedürfnisse erfüllte, so funktionierte es doch und ich habe mich nicht auf die Suche nach etwas Besserem gemacht. Ein Grund war, dass ich ja schon vorher mal gesucht hatte und nicht fündig geworden war.

Per Zufall „beobachte“ ich bei Twitter aber die Unterhaltung zwischen dem technisch hoch-kompetenten Chemie-Kollegen Maik Riecken und einem anderen Twitter-Benutzer, wo von einem Screencast-Programm namens Vokoscreen berichtet wurde. Eine Suche nach dem Programm Vokoscreen bestätigt meine Vermutung, dass es ein Programm ist, dass es auch für Linux gibt. Unter meinem aktuell installierten openSUSE Linux konnte ich es einfach über die Paketverwaltung installieren.

Inzwischen habe ich Vokoscreen schon ausprobiert und erkannte, dass es im Vergleich zu dem SimpleScreenRecorder einige Vorteile bietet.

  • So ist bereits eine Hervorhebung von Mausaktionen enthalten, die man frei konfigurieren kann. Das heißt, man kann zum Beispiel die Farbe des Markierungskreises, seine Größe und die Dauer der Anzeige einstellen.
  • Außerdem konnte man nicht nur einen Bereich auf dem Bildschirm markieren, der aufgezeichnet werden soll, er wird auch dauerhaft, während Vokoscreen läuft, angezeigt.
  • Was ich von Screencast-o-matic nicht kannte, ist eine Lupe, die man im laufenden Betrieb einschalten kann, um so zum Beispiel wichtige, aber kleine Bereiche, hervorzuheben. In Screencast-o-matic habe ich das immer nachträglich, in der Bearbeitung des Videos gemacht.
  • Vokoscreen hat auch keine Probleme, mein neues Wireless Headset zu verwenden und so war ich ziemlich zufrieden mit der Neuentdeckung.

Das i-Tüpfelchen fehlt noch

Da war dann aber noch etwas was fehlte. Denn Vokoscreen zeigte zwar an, das mit der Maus geklickt wurde, es wurde aber nicht unterschieden zwischen Links- und Rechtsklick. Tatsächlich hatte ich auf der Vokoscreen Homepage etwas von einem Programm namens key-mon gelesen, das anzeigt welche Aktion auf der Tastatur und bei der Maus geschehen. In meiner Paketverwaltung tauchte das Programm allerdings nicht auf und so ignorierte ich zunächst einmal den kleinen Mangel in Vokoscreen.

Als ich vor kurzem allerdings auf YouTube ein Anleitungsvideo zu Inkscape sah, bemerkte ich in der Ecke ein kleines Fensterchen, auf dem angezeigt wurde, welche der Maustasten und welche Taste verwendet wurde. Ich suchte diesmal bei Google nach key-mon und ich fand einen deutschen Artikel zu diesem Programm. Dort wurde auch auf die Projekt-Homepage von key-mon hingewiesen, wo man es herunterladen konnte. Es entsprach auch genau dem kleinen Fenster, das ich in dem Anleitungsvideo gesehen habe.

Linksklick mit Shift und Ctrl-Taste zusammen

Da auf der key-mon Homepage kein Paket für openSUSE Linux existierte, musste ich eine ZIP-Datei herunterladen und mithilfe der Anweisung auf der Homepage installieren. key-mon erweitert nun die Möglichkeiten von Vokoscreen, denn man kann nun bei der Aufzeichnung unterscheiden zwischen den verschiedenen Arten von Klicks und sieht außerdem noch, welche Tasten bzw. Tastenkombinationen verwendet wurden. Damit ist mein Aufnahme -Paket fürs Screencasts unter Linux nun perfekt. Was noch fehlt ist zwar die Möglichkeit direkt die Aufnahme anzusehen und gegebenenfalls einen Teil zu überspielen und neu aufzunehmen, aber das ist nicht ganz so wichtig und kann nachträglich in einem Videobearbeitungsprogramm erledigt werden.

Ein winzig-kleines Problem hat das key-mon allerdings doch noch. Die Aktionen von Maus und Tastatur kann es nur deshalb erkennen, weil es auf den USB Port zugreifen kann und dort quasi mitlauscht, was geschieht. Und das ist standardmäßig nicht für einen normalen Nutzer unter Linux erlaubt. Daher muss ich beim Start von key-mon immer das Admin Passwort angeben. Das bedeutet gleichzeitig leider auch, dass ich key-mon in der Schule vermutlich nicht benutzen kann, ich da keine Admin-Rechte habe.

Video-Bearbeitung

Mit der Lupe in Vokoscreen habe ich natürlich schon die Möglichkeit wichtige Bereiche hervorzuheben. Allerdings war ich es aus Screencast-o-matic gewöhnt, dass man direkt einige Anmerkungen oder Hervorhebung wie z.B. einen Rahmen ergänzen konnte oder etwas durch Rauschen unsichtbar macht. Das fehlt natürlich noch!

Hier gilt es die Möglichkeiten unter Linux noch etwas genauer zu untersuchen und zu schauen ob ich ein Ersatzprogramm dafür habe. Zum Schneiden von Videos verwende ich KDEnlive, das ich aber erst sehr oberflächlich kenne.

Anregungen und Vorschläge in den Kommentaren, sind gerne gesehen.

Happy Casting!

6 Kommentare

  1. Eben diese Seite gefunden –
    Ich bin Co-Entwickler von vokoscreen. Was mich manchmal verwundert, warum schreibt man uns nicht an wenn man Wünsche für das Programm hat? Man kann über alles reden und wenn etwas sinnvoll ist, kann „jedes“ feature eingebaut werden. Vokoscreen wird ständig weiter entwickelt und für gute Ideen haben wir immer ein offenes Ohr.

    Gruss aus dem Nordschwarzwald
    Michael

    • Ja, gerne … ich werde Wünsche gerne äußern. Ich kenne Vokoscreen erst seit zwei Wochen und erste Erfahrung war schon mal ganz gut 🙂 Deshalb ja der lobende Artikel.

      Die Aufnahme-Features sind schon mal ganz gut. Zusammen mit key-mon ist es für mich ein quasi vollwertiger Ersatz. Nur die Nachbereitung hat noch viel Potential. Ich werde es verbreiten, wenn’s Recht, denn ich kenne viele, die Screencasting machen.

      Danke auf jeden Fall noch mal für das Angebot.

        • Ich habe mir das schon gedacht, aber erwartet, dass wie bei dem key-mon, wie ich es kenne, ein kleines Fenster auftaucht, dass dann die Aktivitäten anzeigt. Habs probiert und bemerkt, dass ja doch was passiert, wenn man eine Taste drückt. Bei key-mon sieht man ja auch die Klicks bei der Maus.

          Sehe gerade, dass ihr den Code bei Github habt. Dann werde ich Wünsche dort mal äußern. Super Arbeit auf jeden Fall!

  2. Hallo,
    vielen Dank für diesen Artikel, der mich schlussendlich auf vokoscreen gebracht hat. Ein geniales Programm, das genau das macht, was ich benötige!

    Vielen Dank natürlich auch an die Entwickler, falls selbige hier auch noch mitlesen!

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